Montag, 29. Juni 2009

FC Bayern: "Die Deutsche Meisterschaft ist für uns Ziel Nummer eins"

Ab Mittwoch soll Louis van Gaal den Münchnern seine Erfolgsphilosophie vermitteln. Weil er anders als sein Vorgänger Jürgen Klinsmann sieben neue Spieler bekam, muss der Trainer erst einmal den Kader ausdünnen. Selbst Stürmer Luca Toni landet so womöglich im Sommerschlussverkauf.

Die Szenerie erinnert in Ansätzen an den vergangenen Sommer, als schweres Baugerät die Säbener Straße in München-Harlaching säumte. Auch diesmal gehen Handwerker beim FC Bayern ein und aus. Sie werkeln an der Fassade und verändern das Leistungszentrum. Letzteres hat Louis van Gaal angeregt, als er am Monatsanfang ein paar Tage in München weilte, um die Gegebenheiten bei seinem neuen Arbeitgeber zu inspizieren.

Am Mittwoch tritt der Niederländer auch offiziell seinen Dienst als Trainer des deutschen Rekordmeisters an. Der 57-Jährige soll eine neue Erfolgsära begründen und wieder Ruhe in den Verein bringen, der ein turbulentes Jahr ohne jeglichen Titelgewinn hinter sich hat. Vor allem jedoch soll er der Mannschaft eine Philosophie vermitteln, die sie international wieder konkurrenzfähig macht. „Unser Anspruch muss es sein, eine Handschrift auf dem Platz zu sehen“, sagt Christian Nerlinger, der neue Sportdirektor.

Die Formulierungen, die die Vereinsoberen dieser Tage wählen, ähneln jenen vom Sommer 2008, als Jürgen Klinsmann sein nur zehn Monate währendes Engagement startete. „Die Deutsche Meisterschaft ist für uns Ziel Nummer eins“, sagt etwa Nerlinger und ist sicher: „Mittelfristig werden wir auch in Europa eine Rolle spielen.“

Nach dem gescheiterten Experiment mit dem Vereinstrainernovizen Klinsmann haben sie sich für van Gaal, den erfahrenen Disziplinfanatiker, entschieden. Er war der Wunschkandidat, sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und spricht von dessen internationalen Meriten während seiner Zeit beim FC Barcelona oder bei Ajax Amsterdam Mitte der 90er-Jahre, als er die Champions League gewann und jene berühmte Nachwuchsschule konzipierte, aus der Stars wie Edwin van der Sar, Frank de Boer, Clarence Seedorf, Edgar Davids oder Patrick Kluivert hervorgegangen sind.

Besinnung auf das Wesentliche

„Wir können gegen die großen Geldmaschinen, die momentan in der Fußballwelt existieren, nur bestehen, wenn wir ein homogenes Team haben“, sagt Nerlinger. Mit den Qualitäten des Fußballlehrers van Gaal wollen sie dem Transferwahnsinn von Klubs wie Real Madrid begegnen. „Die wichtigste Personalie“, nennt Nerlinger daher den Trainer. Und: „Taktisch gibt es keinen auf der Welt, der ihm etwas vormachen kann.“

Es ist vor allem die Besinnung auf das Wesentliche, die van Gaal von Klinsmann unterscheidet. Die Wohlfühloase seines Vorgängers etwa hat er bereits auf ein Minimum schrumpfen lassen. Er lobte das Leistungszentrum, ordnete aber eine Entsorgung der allzu ausschweifenden Freizeitmöglichkeiten an. Das DJ-Pult und die spärlich besuchte Bibliothek sind verschwunden. Auch die Spielecke für Kinder musste weichen. Wände wurden eingezogen und Türen installiert, um Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen.

In seinen Übungseinheiten wird van Gaal sich mehr der taktischen Ausbildung widmen denn Fitnessübungen absolvieren lassen. Jedes Training soll auf Video dokumentiert werden. Extratechnik wurde dafür installiert. Doch all das sind die weniger kostspieligen Anschaffungen der Münchner.

welt

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