Mittwoch, 29. April 2009

FC Bayern München : Scouting im Familienalbum

Wie findet man einen Wenger oder Hiddink, wenn die Originale nicht zu haben sind? Der FC Bayern wird bei der Trainersuche neue Wege gehen müssen.

Der FC Bayern will für die neue Saison einen Trainer finden, der so ist wie Guus Hiddink oder Arsene Wenger, aber nicht Guus Hiddink oder Arsene Wenger ist. (Foto: AFP)

Für den Anfang ist das schon mal recht präzise. "Eine überzeugende Lösung" strebe man an, hat Karl-Heinz Rummenigge gesagt und hinzugefügt, man habe bisher "mit keinem Trainer auf der Welt Kontakt aufgenommen", werde dies aber bald tun. Für alle, die sich für den Trainerjob beim FC Bayern interessieren, müssen diese Sätze eine Enttäuschung sein, denn sie grenzen die anstehende Trainersuche deutlich ein.

Demnach darf Bayerns neuer Trainer also keinesfalls schlecht sein, und er sollte möglichst von dieser Welt stammen und nicht von einer anderen. Bei Jürgen Klinsmann, dem vorerst letzten Bayern-Coach, war es aber so, dass er aus einer Welt kam, die den Bayern vom ersten Tag an fremd blieb. Wobei: War es nicht so, dass die Bayern diese neue Welt extra eingekauft haben? Oder hat man das nur falsch verstanden?

Womöglich haben die Bayern im Sommer einen Reformwillen behauptet, dem sie im tiefsten Innern ihrer Mir-san-mir-Seele nie wirklich getraut haben. Ja, sie wollten die Revolution, aber bitte in Ruhe und mit Erfolgsgarantie. Und wenn Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß nun damit beginnen, nach dem Nachfolger des im Hoeneß'schen Gästezimmer gescouteten Jupp Heynckes zu fahnden, dann werden sie sich zunächst vergewissern müssen, was sie eigentlich suchen.

Suchen sie einen Heynckes in jung? Suchen sie einen Klinsmann mit Erfahrung? Suchen sie einen Deutschen wie Matthias Sammer oder einen Ausländer wie Frank Rijkaard? Suchen sie einen Defensivtrainer, einen Offensivtrainer - oder was?

Man darf gespannt sein, ob es Bayerns Bossen gelingen wird, ein Stück Klinsmann zu bewahren. Statt Trainer war Klinsmann schon immer eher eine Art Unternehmensberater, ein McKlinsi des Fußballs, und in dieser Eigenschaft hat er den Bayern ein paar zeitgenössische Ideen hinterlassen, die er, womöglich in Ermangelung des nötigen Sportlehrer-Handwerks, nicht selbst verwirklichen konnte - die die Bayern nun aber, da es um Klinsmanns Nachfolge geht, gut gebrauchen können.



Rahmen







Was die Bayern nun brauchen, ist ein unternehmensberaterischer Sportlehrer. Sie brauchen einen Trainer, der Klinsmanns ganzheitlichen Ansatz mit kunstfertigem Coaching verbindet. Klinsmann hat ja mit vielen Diagnosen recht gehabt; er hat erkannt, dass dem Klub zurzeit eine eigenständige Fußball-Idee fehlt; dass sich dieser so sehr in den Führungsspieler verliebte Klub traditionell zu sehr über seine Stars definiert; dass das eine Vorstandsmitglied sich einen Lieblingsspieler aus Italien besorgen darf und das andere zum Ausgleich einen aus Frankreich; und dass verdiente Profis mitunter auch über die sportliche Logik hinaus weiterbeschäftigt werden, weil sie irgendwann zur Bayern-Familie gehören.

Der FC Bayern scoutet nicht nur im Gästezimmer, sondern auch im Familienalbum. Er holt entweder Trainer zurück, die auf der Stirn das Klubwappen mit sich führen oder er holt welche, deren Anmutung eine baldige Aufnahme in die Familie verspricht. Hitzfeld, Magath, Trapattoni, Rehhagel, Ribbeck, Lattek, Csernai - in der Amtszeit des Managers Hoeneß wurde Bayern fast ausschließlich in der Herren-Abteilung fündig.

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